Station 8: Schlossplatz
Schlossplatz – mit dem Denkmal für Herzog Adolph von Nassau
Das dunkelblau bis schwarze Basaltpflaster kann bei hochhackigen Damenschuhen schon einmal für Ärger sorgen, auf dem Schlossplatz gehört es jedoch zur historischen Kulisse. Auch früher fluchten die Fuhrleute, weniger über das Pflaster, mehr über den beschwerlichen, steilen Weg bis zum Eingangstor des Schlosses.
Oftmals stauten sich hier die Fuhrwerke.
Es herrschte reges Treiben, und die Wachleute links neben dem Eingang hatten ihre Mühe, den Menschenstrom, der aus den verschiedensten Gründen in das Schloss hinein wollte, zu kontrollieren.
Diebsgesindel wurde in der Regel schon durch die Bewaffnung der „Wachmannen“ abgeschreckt.
An die rückwärtige Mauer der Oberen Orangerie ist der Delphinbrunnen aus rotem Marmor angebaut. Es ist eine auf einem Delphin reitende Putte zu sehen.
Den größten Teil des Schlossplatzes ziert ein Lindenboskett.
Im ehemaligen Kanzleigebäude ist das Bergbau- und Stadtmuseum eingerichtet worden. Es zählt zu den bedeutendsten in Hessen.
Das Museumsgebäude selbst war bis 1816 Fürstlich Nassau - Weilburgisches Regierungsgebäude. Dann verlegte Herzog Wilhelm seine Residenz nach Biebrich (Wiesbaden). Weilburg war nur noch “Freizeit-Residenz“.
Bergbau- und Stadtmuseum
Für die Erwachsenen ist es ein Erlebnis, für die Kinder ein spannendes Abenteuer, die unterirdischen Gänge der Schaustollenanlage des Museums zu erforschen.
Ein Besuch des Bergbau- und Stadtmuseums lohnt sich.
Neben Exponaten und Darstellungen zur Bergbau- und Stadtgeschichte werden wechselnde Kunstausstellungen im kleinen Kabinett präsentiert.
Herzog Adolph von Nassau
Am der Eingangstür zum Bergbau- und Stadtmuseum steht das Denkmal für Herzog Adolph von Nassau.
Er erinnert an das souveräne Herzogtum Nassau im Deutschen Bund, das von 1806 bis 1866 bestand.
Die Gründung des Herzogtums Nassau fiel in eine der dramatischsten Epochen der europäischen Geschichte. Die fast 900jährige Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hatte zu Beginn des 19.Jahrhunderts ein Ende gefunden. Neue politische Ordnungen traten an seine Stelle. Die Landkarte Europas wurde grundlegend verändert. Diese grundlegenden Veränderungen wurden von Napoleon veranlasst.
Auch die nassauischen Länder (Weilburg, Usingen) wurden in diesen Strudel mit hineingerissen.
Sie verloren nach dem 1. Koalitionskrieg gegen Napoleon (1803) ihre linksrheinischen Ländereien an Frankreich.
Ebenso wie die anderen weltlichen Fürstentümer wurden die Nassauer mit säkularisierten geistlichen Gebieten entschädigt. (Der kirchliche Besitz der Bistümer wurde enteignet.)
So entstand das Herzogtum Nassau unter der Vorherrschaft Kaiser Napoleons ohne Einbezug der Untertanen.
Aus mehr als 20 vorher selbstständigen Teilen und Territorien, säkularisierten und ehemals dem Reich unterstellten Gebieten mit unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen wurde das neue Land geformt.
Das Herzogtum hatte 1806 bei seiner Gründung 302.769 Einwohner. Die Untertanen waren zumeist Bauern, Winzer oder Handwerker.
Zur Sicherung ihrer Besitzungen traten am 17. Juli 1806 Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen und sein Vetter Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg dem Rheinbund bei.
Die im Rheinbund zusammengeschlossenen Staaten unterstützten die Politik Napoleons und mussten auch Kriegsdienste leisten. Im Gegenzug dafür erhielt Fürst Friedrich August, der Älteste des Hauses Nassau (Nassau - Usingen) den Titel eines souveränen Herzog von Nassau. Friedrich Wilhelm (Nassau – Weilburg) wurde der Titel des souveränen Fürsten von Nassau verliehen.
Beide Fürsten fällten die Entscheidung, ihre beiden Fürstentümer nun endgültig zu einem Herzogtum zu vereinen. Dies wurde am 30. August 1806 vollzogen. Diese Entscheidung wurde dadurch begünstigt, dass Friedrich August keine männlichen Nachkommen hatte und der wesentlich jüngere Friedrich Wilhelm sowieso sein Erbe geworden wäre.
Nach dem gescheiterten Rußlandfeldzug Napoleons wechselte im November 1813 das Herzogtum Nassau rechtzeitig auf die Seite der anti-napoleonischen Alliierten.
Nach dem Wiener Kongress wurde Nassau 1815 Mitgliedsstaat des Deutschen Bundes.
Welche Veränderungen wurden geplant und entschieden?
Weitblickende Staatsmänner, die den Ideen der Aufklärung verpflichtet waren, bestimmten im Herzogtum Nassau die Richtung der Regierungspolitik.
Neben dem Staatsminister Ernst Freiherr Marschall von Bieberstein waren an entscheidender Stelle der Regierungspräsident Karl von Ibell und der Staatsrechtslehrer Ludwig Harscher von Almendingen tätig.
Sie stellten das Herzogtum Nassau zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Reihe jener Staaten, die liberale Gedanken zur Grundlage des staatlichen Handelns machten.
Das Herzogtum Nassau erlebte eine Ära bemerkenswerter innerer Reformen:
- die Aufhebung der Leibeigenschaft (1806),
- die Einführung von Reise- und Niederlassungsfreiheit (1810) und eine grundlegende Steuerreform, die 1812 insgesamt 991 direkte Steuern durch eine einheitliche und sozial abgestufte Grund- und Gewerbesteuer ersetzte.
- Am 14. März 1818 – erstmals in Deutschland – wurde ein flächendeckendes staatliches Gesundheitssystem eingeführt.
- Entehrende Körperstrafen wurden aufgehoben
- die Kulturverordnung förderte die eigenver-antwortliche Bewirtschaftung von Grund und Boden.
- Aufgrund der religiösen Heterogenität führte Nassau 1817 die Simultanschulen (u.a. gemeinsamer Religionsunterricht für Juden, evangelische und katholische Christen) ein.
Am 2. September 1814 wurde auch eine landständische Verfassung erlassen.
Die Verfassung garantierte die Freiheit des Eigentums, religiöse Toleranz und die Freiheit der Presse. Sie wurde maßgeblich durch Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein beeinflusst, der aus Nassau stammte und dort auch umfangreich begütert war.
Nach wie vor blieb der Herzog Träger der Souveränität und der obersten Staatsgewalt. Er war jedoch an die Normen der Verfassung von 1814 gebunden. Dies war ein bedeutender Schritt zum modernen Parlamentarismus, der eine Verrechtlichung von politischer Herrschaft darstellt.
Eine Neuordnung der Verfassung gelang zunächst in den Revolutionsjahren 1848 und 1849.
Herzog Adolph von Nassau war der erste deutsche Fürst, der am 4. März 1848 vom Balkon des Stadtschlosses (heute: Hessischer Landtag) die aufgeregte riesige Menge beschwichtige und seinem Volk versprach, alle gestellten Forderungen zu erfüllen. Alle eingeleiteten Reformen wurden aber ab 1851 aufgrund der reaktionären Politik der Könige und Fürsten im Deutschen Bund modifiziert bzw. zurückgenommen.
Warum verlor das Herzogtum seine staatliche Souveränität?
Nachdem sich das Herzogtum Nassau im innerdeutschen Krieg an die Seite Österreichs gegen Preußen gestellt hatte, war es mit der Souveränität des Herzogtums Nassau vorbei.
Preußen siegte und das Herzogtum Nassau wurde 1866 von Preußen annektiert.
Nassau wurde 1868 mit den ebenfalls von Preußen annektierten Bundesstaaten Freie Stadt Frankfurt und Kurfürstentum Hessen zur preußischen Provinz Hessen-Nassau zusammengefasst.
In der Provinz Hessen-Nassau wurde Weilburg Kreisstadt des Oberlahnkreises.
Herzog Adolph von Nassau bestieg am 23. November 1890 als nächster männlicher Erbe und Chef des Hauses Nassau-Weilburg den luxemburgischen Thron. Dies erfolgte auf der Grundlage der Bestimmungen des Nassauischen Erbvereins von 1783, der Wiener Kongressakte, des Londoner Vertrages von 1867 und der Luxemburger Verfassung von 1868.
Der jeweils amtierende Großherzog von Luxemburg ist Schirmherr der Weilburger Schlosskonzerte (Ende Mai bis Anfang August). Es gibt ausführliche Programmhefte und Karten können in der Geschäftsstelle in der Schlossstraße (Richtung Marktplatz) gekauft werden.
Weiter geht der Rundgang über den Schlossplatz bis zur Mauer. Hier schauen Sie auf den ehemaligen Viehhof hinab. Stallgeruch herrscht hier heute nicht mehr.
Die Gebäude am Viehhof
Die Gebäudegruppe rings um diesen Hof diente dazu, den großen Wirtschaftsbetrieb der Hofhaltung der Weilburger Fürsten aufzunehmen. Unter dem Baumeister Julius Ludwig Rothweil wurde der Hof von 1692 bis 1706 zur heutigen Form umgestaltet.
Nach Fertigstellung der Gebäude am Viehhof konnte der gesamte Wirtschaftsbetrieb des Schlosses hierher ausgelagert werden.
Links liegt die Stadthalle “Alte Reitschule“, einst als Reithalle erbaut.
In der Mitte der Gebäudegruppe befindet sich der ehemalige Marstall, in dem etwa achtzig Pferde Platz hatten. Rechts sehen Sie den „Prinzessenbau“. Dort waren Gästezimmer und Räumlichkeiten für die Bediensteten untergebracht.
Heute können Sie sich einen Märchentraum erfüllen und im „Prinzessenbau“ in dem mit Komfort und individuellem Service geführten Schlosshotel tagen, feiern, speisen und übernachten.
Nun gehen Sie zurück zum Schlosstor und gelangen in den Renaissancehof. Im Durchgang können Sie sich auch über den Zeitpunkt für die nächste Schlossführung informieren. ZUM MENUE
Ein geführter Rundgang im Schloss ist sehr zu empfehlen.
Und dauert 50 Minuten. Die Öffnungszeiten ersehen Sie am Aushang bzw. auf der Web-Seite des Schlossmuseums.
Zu den im Rahmen der Schlossführung zu besichtigenden Räumen gehören Küche, Privat-, Gesellschafts- und Empfangsräume.
Sie vermitteln sehr eindrucksvoll höfische Lebenskultur der Barockzeit.
Besonders interessant und beliebt sind Schlossbesuche, wenn die Schülerinnen und Schüler der Heinrich von Gagern Schule in historischen Gewändern Szenen aus dem höfischen Leben in den entsprechenden Räumlichkeiten vorspielen.
(Literaturempfehlung (im Museumsshop erhältlich):
Eckard Olschewski: Schloss und Schlossgarten Weilburg, Lahn, hrsg. v. Kai R. Mathieu, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen, 1. Auflg., Regensburg 2001. )