Station 10: Schlossgarten
Der Schlossgarten und die Liebesheirat der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg
Der
Weg zum Schlossgarten führt Sie an der Oberen Orangerie vorbei.
Hier
fanden früher die prunkvollen Feste statt.
Die
Türen zum Garten blieben offen, damit die adelige Gesellschaft im
Schlossgarten “lustwandeln“ konnte.
Die
Obere Orangerie verbindet das Hochschloss mit der Schlosskirche sowie
dem Schlosspark.
Der
Bau wurde 1703-1705 gemäß der Planung Julius Ludwig Rothweils
im Auftrag des Grafen Johann-Ernst errichtet, der zu Beginn des 18.
Jahrhunderts die Stadt Weilburg zu einer fürstlichen Residenz
umbauen ließ.
Sie
besteht aus einem zentralen Festsaal und zwei flankierenden
Galerien. Eindrucksvoll ist auch die prächtige Innenausstattung: der
Nordflügel ist mit Imitationen von blauen Delfter Kacheln
ausgemalt.
In
der Mitte der halbrunden Fassade ist an einem Dreiecksgiebel das
Allianzwappen Johann-Ernst von Nassau-Weilburg und Maria
Polyxena von Leiningen-Hartenberg angebracht.
Die
obere Orangerie erfüllte mehrere Aufgaben. Zum einen diente sie als
Kirchgang, durch den das Hochschloss direkt mit der Kirche
verbunden ist.
Zum
anderen diente sie als großer Festsaal des Schlosses.
Bis
zum Bau der Unteren Orangerie wurden hier auch Pflanzen zur
Überwinterung gehalten.
Im
Rahmen des Schlossausbaus unter Graf Johann Ernst wurde der Garten
nach französischem Vorbild von den beiden Gärtnern Francois ab 1700
und Johann Michael Petri ab 1708 neu gestaltet und angelegt.
Johann Michael Petri legte später noch den Weilburger
Tiergarten an.
Die
hier zentral im Brunnen aufgestellte Skulptur zeigt den Helden
Herakles im Kampf mit dem Riesen Antaios. Er ist flankiert von
vier Statuen, die die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde
darstellen (Hera mit Pfau, Zeus, Gaia mit Löwe, Zeus mit Adler,
Poseidon mit Fisch).
(Aus den
Rechnungsbüchern wissen wir zwar, dass hier Wasserspiele vorhanden
gewesen sein müssen. Wie sie genau aussahen ist aber leider
nicht bekannt. Der heute vorhandene Brunnen kam erst 1969 vom
neuen Schloss in Büdingen nach Weilburg.)
Die
südliche Hälfte der oberen Terrasse nimmt ein Lindenboskett
(auch Lindensaal genannt) ein.
Die
Untere Orangerie wurde zwischen 1711 und 1713 erbaut.
Zwei
Treppenläufe aus Schupbacher Marmor verbinden durch ihre Lage
unterhalb des Lindenbosketts den oberen mit dem unteren Schlossgarten
und überbrücken den Höhenunterschied.
Das
Untere Parterre vor der Orangerie war ebenfalls im barocken Stil
angelegt. Pläne oder Abbildungen haben sich aber leider nicht
erhalten.
Zwischen
1800 und 1830 wurden die geometrischen Parterres in geschlängelte
Wege und kleinere Rasenflächen im landschaftlichen Stil
umgewandelt. Der Garten sollte nicht mehr so aussehen, als wolle der
Mensch ihn beherrschen und unterwerfen, sondern vielmehr ganz
natürlich und organisch erscheinen – was natürlich auch nicht
stimmt, auch ein Landschaftsgarten ist von Menschenhand
geschaffen und wird von dessen Ideen geprägt. Er soll nur so wirken,
als sei alles ganz natürlich. Aus dieser Zeit stammen auch die
großen Blutbuchen, die schon seit 1937 als Naturdenkmale eingetragen
sind.
Der
Gestaltung des unteren Schlossgartens, so wie wir ihn heute sehen,
stammt nicht aus dem 18. Jahrhundert.
Sie
wurde von Georg Potente erdacht, der eigentlich Parkdirektor in
Sanssouci (Potsdam) war. Er war ehemaliger Hofgärtner von
Kaiser Wilhelm II.
Der
Gartenkünstler legte das Untere Parterre nach seinen Vorstellungen
eines idealen barocken Gartens in den 1930er Jahren an. Seit dieser
Zeit wird der untere Schlossgarten durch vier symmetrische
Parterreflächen mit Rasenornamenten und farbigen Kiesflächen
gestaltet. Diese Flächen nennt man Kompartimente. Sie werden
eingerahmt von einer „plate bande“, einer schmalen,
streifenförmigen Blumenrabatte.
Die
Gesamtfläche des Gartens beträgt ca. 3,3 Hektar. Zur Lahn hin wird
der Schlossgarten durch eine bis zu 12 Meter hohe Mauer
gesichert, so dass Sie von hier aus einen weiten Blick über die
Lahn und Weilburg genießen können.
Der
Bereich unterhalb der Lahnmauer wird „Gebück“ genannt. Gebücke
dienten im Mittelalter einerseits als Grenzmarkierung, vor allem aber
auch der Abwehr von Feinden. Zur Bepflanzung nutzte man vor allem
Hainbuchen, weil sie besonders biegsam, robust und
schattenverträglich sind. Sie wurden mannshoch gekappt und mit
den Nachbarpflanzen verflochten. Anschließend wurden ihre
Zweige seitlich niedergebogen („gebückt“) und in die Erde
gesteckt, damit sie neu austrieben und nach und nach ein
undurchdringliches Hindernis bildeten.
Zusätzlich
wurden häufig noch Brombeeren oder ähnliches, dorniges
Gesträuch gesetzt. Auch im Rheingau existierte ein solches Gebück!
Das
Weilburg Gebück in seinem heutigen Zustand wurde aber im 19.
Jahrhundert im landschaftlichen Stil neu gestaltet.
Die
Liebesgeschichte
der
Prinzessin Henriette von Weilburg
Am
17. September 1815 heiratete Henriette in Weilburg Erzherzog
Karl von Österreich, der 26 Jahre älter war.
Erzherzog
Karl von Österreich war Katholik, Prinzessin Henriette
Protestantin. Dies war die erste, überkonfessionelle Ehe im
Hause Habsburg.
Es
wurde eine glückliche Ehe, aus der sieben Kinder hervorgingen.
Obwohl
in evangelischen Bethäusern ein straßenseitiger Zugang
verboten war, wurde für Henriette in der Reformierten Stadtkirche
in Wien das so genannte Henriettentor eingebaut.
Erzherzog
Karl ließ für Henriette in Baden bei Wien ein Schloss erbauen.
Und
so fing diese Liebesgeschichte an:
Nach
der Schlacht bei Waterloo im Jahr 1815 war Napoleon
endgültig besiegt.
Auch
Erzherzog Karl von Österreich hatte in den vorausgegangenen
zahlreichen Schlachten gegen Napoleon gekämpft.
Im
Napoleonischen Krieg war er Generalissimus (Oberbefehlshaber) und
besiegte erstmals 1809 Napoleon in der Schlacht bei Aspern,
verlor jedoch die Schlacht bei Wagram und schloss den
Waffenstillstand von Znaim, wofür er von Kaiser Franz I.
gemaßregelt und suspendiert wurde.
Als
Erzherzog Karl sah, dass seine militärische Laufbahn beendet
war, befasste er sich mit Heiratsplänen.
Natürlich
hatte der kaiserliche Hof in Wien unter der Regie von Fürst
Metternich Heiratspläne für den kaiserlichen Prinzen
entworfen.
Karl
wollte jedoch selbst seine Brautwahl treffen.
In
der Nachkriegszeit hatte Erzherzog Karl mit seinem Bruder Johann
„wegen einer passenden Partie“ den Gotha‘schen
Adelskalender durchforstet:
Eine
deutsche Prinzessin sollte es ein und die „Stimme des Herzens“
sollte den Ausschlag geben!
Während
des Wiener
Kongresses (1813-1815) wurde der nassauische Staatsmann,
Freiherr von Gagern, diskret gefragt, ob er nicht eine passende
Prinzessin wüsste, es könne auch eine protestantische sein. Danach
suchte Erzherzog Karl auffallend oft in Wien die Gesellschaft
des Fürsten Friedrich Wilhelm von Nassau – Weilburg.
Während
seiner Gouverneurszeit in Mainz machte Erzherzog Karl einen
Besuch auf Schloss Weilburg an der Lahn.
Am
26. April 1815 wurde er freundlich von der Familie des Fürsten
Friedrich Wilhelm von Nassau -Weilburg empfangen und fand in der
lieblichen Prinzessin Henriette „das Urbild des häuslichen
Glückes“, wie er begeistert seinem Bruder Erzherzog
Josef schrieb.
Auch
Henriette war glücklich über die Umwerbung Karls und erwiderte
seine Liebe.
Die
Verlobung wurde nach der Zustimmung des Kaisers und nassauischen
Herzogs Alberts am 8. Juni 1815 in Weilburg gefeiert.
Es
entstand ein reger Briefwechsel zwischen Weilburg und Mainz.
35
Briefe Henriettes (vom 15. Juni bis zum 13. September 1815) sind
erhalten. Sie spiegeln die wachsende Zuneigung und Liebe
der beiden Verlobten wider.
So
schrieb Henriette am 5. Juli an ihren “besten Freund“:
„……Das
Versprechen,
mir recht oft zu schreiben, hat mich unaussprechlich beglückt –
die Tage, an welchen mir ihre Briefe zukommen, sind die
glücklichsten, welche ich habe. Die übrigen schleiche ich
herum wie eine Träumende und zähle Stunden und Minuten, bis
ich wohl wieder durch Nachricht von meinem geliebten Freund
erfreut werden könnte.
Sie
sehen also, dass es ein Werk der Barmherzigkeit ist, wenn Sie mir oft
solche vergnügten Tage machen.“
Am
10. Juli 1815 war Kaiser Franz mit seinen Verbündeten in Paris
eingezogen. Nun schien sich die Sehnsucht nach einem Frieden
nach dem endgültigen Sturz von Napoleon zu erfüllen.
Inzwischen
war der Ehekontrakt geschlossen. Henriette musste keinen
Konfessionswechsel vollziehen.
Ihr
wurde auch die größte Freiheit in der Ausübung ihres
protestantischen Religionsbekenntnisses garantiert. Dies musste
auch nach anfänglichem
Widerstand
Fürst Metternich akzeptieren.
Diese
Ehebewilligung war nach Auffassung des erzkatholischen
Kaiserhauses und des Wiener Adels eine „Neuheit“.
Immer
wieder kam Erzherzog Karl zu kurzen Besuchen nach Weilburg, und die
Beziehung der beiden Verlobten vertiefte sich. Der letzte Brief
Henriettes ist vom 13. September 1815 datiert:
„...
so
unbeschreiblich viel Vergnügen es mir auch machte, Dir, liebster
Freund
zu
schreiben, so kann ich doch nicht leugnen, dass ich heute mit
unendlicher Freude bedacht habe, dass dies für hoffentlich recht
lange Zeit der letzte Brief ist, welchen Du von mir erhältst,
überhaupt, dass übermorgen der glückliche Tag ist, an
welchem ich Dich wiedersehen werde, ohne Ursache zu haben,
eine neue Trennung zu befürchten. ………
bald
nehme ich wieder meinen lieben Platz am Fenster ein, um wenigstens
einige Augenblicke früher das Glück zu haben, dich zu sehen.“
Ein
Brief des Erzherzogs an Henriette ist ebenfalls erhalten
geblieben:
“Zum
Führer der Heere bestimmt
zog
ich in früher Jugend dem Feinde entgegen
und
übte streng, rastlos und ernst
die
finsteren
Pflichten.
Die
höchste
Stufe hatte ich kämpfend erstiegen,
die
Ehre des Siegers
und
des Gelingens fürstlichen Mutes
freudig
genossen,
aber
öde und leer blieb nach Mühe und Jubel
das
fühlende Herz.
Aber
es
wurden mir ruhige Tage,
da
trat die Sehnsucht mächtig hervor
und
forderte lauter die Nähe
des
weithin
gepriesenen Mädchens.
Erwartungsvoll
nahte ich ihr.
Bescheiden,
aber offen und freundlich
trat
mir
die Unschuld entgegen.
Mich
ergriff des Augenblickes Zauber
und
entlockte mir die Frage:
Willst
Du mir des Lebens Glück
und
Gefährtin sein?
Ein
holdes Erröten
ließ
mir Gewährung erwarten.
Der
Vater sprach für sie das beglückende “Ja“.
Frei
leuchtete nun die keusche Flamme der Liebe
in
den begehrenden Herzen empor.
Der
Bund war geschlossen.
Immer
inniger und immer lieblicher
stimmten
des Gefühls zarteste Saiten zusammen.
Und
mit wachsender Sehnsucht gehen die Geliebten
dem
Segen des Priesters entgegen,
um
das Bündnis zu heiligen
und
unauflöslich zu knüpfen“.
(Quelle:
Waltraud de Martin: Schloss Weilburg in Baden bei Wien, Entstehung
und Geschichte, Baden 1998, S.18f)
Die
Hochzeit fand am 17. September 1815 in der Stadt Weilburg statt.
Ein
großes Ereignis, ein Glanzlicht nach der turbulenten
Kriegszeit (nach der Französischen Revolution).
Henriette
starb am 29. Dezember 1829 im Alter von 32 Jahren, nachdem sie
sich bei ihren Kindern, die an Scharlach erkrankt waren,
angesteckt hatte.
Ihr
Schwager, Kaiser Franz I., setzte durch, dass sie trotz ihres
protestantischen Glaubens in der Kapuzinergruft der Habsburger
Dynastie begraben werden durfte: "Wenn
sie als Lebende unter uns geweilt hat, so soll sie es auch als Tote."
Übrigens,
fast hätten wir es vergessen: Henriette von Nassau-Weilburg
brachte 1816 den ersten Weihnachtsbaum nach Wien, ein Brauch,
den es im katholischen Österreich noch nicht gab.
Sie
gehen jetzt zur Stützmauer, die durch verzierte gusseiserne
Gitter und viele Vasen geschmückt ist.
Vom
Schlossgarten aus, genießen Sie die Aussicht auf die Stadtsilhouette
rechts der Lahn, die Poststation und die alte steinerne Brücke.
Sie gehen jetzt zur Stützmauer, die durch verzierte gusseiserne Gitter und viele Ölkandelaber geschmückt ist. ZUM MENUE
Vom Schlossgarten aus, genießen Sie die Aussicht auf die Stadtsilhouette rechts der Lahn, die Poststation und die alte steinerne Brücke.